Darts Geschichte

 

Die Geschichte des Dartsports in Deutschland --- hat sich jemand damit beschäftigt?

Von Dr. Patrick Chaplin

 

Patrick ChaplinIch erforsche seit über 20 Jahren die Geschichte des Dartsports und habe im Dezember 2006, wie sicher viele Leser dieser Seite (und natürlich auch meiner Seite) wissen, den ersten Dartdoktor-Titel der Welt für meine Sozialgeschichte des Sports erworben.

Den Titel erhielt ich von der Anglia Ruskin Universität in Cambridge für meine Dissertation "Darts in England 1900 - 1939 - eine Sozialgeschichte" und ich machte meinen Hochschulabschluss im November 2007. Die soziale Bedeutung meiner Arbeit wurde so hoch eingeschätzt, dass sie Anfang 2009 von der Manchester University Press in der der Reihe "Studien zur Volkskultur" veröffentlicht werden wird.

Obwohl meine Datensammlung über die Geschichte des Dartsports die größte existierende Sammlung dieser Art ist, gibt es viele Forschungsgebiete, die ich noch nicht in Angriff genommen habe. Meine Dissertation zum Beispiel behandelte nur die ersten vier Jahrzehnte des 20. Jahrhunderts, es gibt also noch weitere sechs Jahrzehnte und fast ein Jahrzehnt dieses Jahrhunderts, die man noch dokumentieren müsste. Natürlich habe ich über Darts von 1939 bis heute eine Menge Informationen und veröffentliche regelmäßig einige meiner Forschungsergebnisse in "Darts World". Ich arbeite momentan an einer vollständigen Geschichte des Dartsports in Großbritannien, die ich hoffentlich in nicht allzu ferner Zukunft veröffentlichen kann.

Während meiner Forschungen habe ich Informationen über den Dartsport in anderen Ländern gesammelt, so auch über Irland, Schottland, Holland, Süd Afrika, Japan, China und die USA, aber ich habe überhaupt nichts über die Geschichte und die Entwicklung von Darts in Deutschland.

Glücklicherweise bin ich, wenigstens was die USA betrifft, nicht alleine. Dan William Peek hat seit Ende der 1990 Jahre die Geschichte des Dartsports in Amerika untersucht. Seine Ergebnisse wurden 2001 in dem grundlegenden Werk: To the Point --- die Geschichte des Dartsports in Amerika (Rocheport, MO:Pebble Publishing) veröffentlicht. Dieses Buch war nicht nur der erste Versuch, ernsthaft die Geschichte des Dartsports in diesem Land zu verfolgen, es ist auch ein hervorragender Ausgangspunkt für alle, die weitere Forschungen in den USA betreiben wollen. Ich hoffe, dass mein Werk über Darts in England eine Ermutigung darstellt, meinem Beispiel zu folgen.

Aber wer, außer Dan und mir erforscht die Dartgeschichte?

Traurigerweise, zumindest so weit ich weiß, niemand.

Verglichen zu den rund hundert Jahren, die Darts als organisierter Zeitvertreib in England schon existiert, hat sich der Sport in Deutschland erst vor kurzer Zeit entwickelt. So weit ich weiß, nimmt die Zahl der Steeldart- und der E-Dart Spieler in eurem Land von Jahr zu Jahr zu, es ist also wirklich Zeit, dass irgendjemand die Ursprünge und die Entwicklung des Dartsports in Deutschland dokumentiert. Wenn man davon ausgeht, dass Darts in Deutschland verhältnismäßig "neu" ist, sollte die Geschichte eigentlich relativ einfach zu verfolgen sein, aber gibt es auch jemanden der bereit ist damit anzufangen? Wie und warum wurde Darts in Deutschland populär? Wer war und ist die jeweilige Nummer eins beim Ordnen und Organisieren des Spiels und wie schaut die Zukunft aus? Es gibt doch ganz bestimmt jemanden, der Bescheid weiß oder Bescheid wissen möchte. Ich kann mich natürlich auch täuschen, und es gibt jemanden in Deutschland, der das alles schon erforscht und einfach noch nicht an die Öffentlichkeit getreten ist. Sollte es so sein, und Du schreibst gerade an einer Geschichte des deutschen Dartsports, lass es darts1.de wissen und veröffentliche einige Deiner Ergebnisse auf dieser Website.

Dartsforschung ist sehr mühsame Arbeit. Obwohl es unter den Pub-Besuchern aus der Arbeiterklasse ungeheuer beliebt war, wurde in den britischen Zeitungen vor 1970 so gut wie nie etwas berichtet und so muss sich der Forscher auf sehr bruchstückhafte Informationen verlassen und, was sehr wichtig ist, auf mündliche Berichte, von Leuten, die schon ganz am Anfang dabei waren, den Spielern, die als erste für ihr Land ans Oche traten. Die Dart Clubs haben nur selten Aufzeichnungen weitergegeben, wer wann in welchem Komitee mitarbeitete und das, was weitergegeben wurde, landete meistens im Recyclingbehälter. Schaut selbst mal in euren lokalen Archiven nach, Ihr werdet sehen, es gibt wenn überhaupt nur sehr wenige Aufzeichnungen zum Dartsport.

Ich will damit sagen, wenn irgendjemand die Dartgeschichte in Deutschland untersuchen möchte, sollte er jetzt damit anfangen, solange die Offiziellen und die Spieler, die bei der Entwicklung des Sports in Eurem Land eine Rolle gespielt haben, noch da sind. Schon aus diesem Grund sollte man die Forschungsarbeiten nicht auf irgendwann in die Zukunft verschieben. Die Aufgabe wird nur noch schwieriger, wenn diese Menschen nicht mehr leben.

Aber warum soll man sich überhaupt darum kümmern? Darts ist doch nur ein Zeitvertreib und kein Spiel von historischer Bedeutung?

Ihr wisst selbst, dass das nicht stimmt. Alleine schon die Zahl derjenigen, die es spielen und der gesellschaftliche Wert von Darts machen die Erforschung zu einer wichtigen Aufgabe und es wert, die Dartgeschichte Deutschlands für die Nachwelt aufzuzeichnen. Wenn die Arbeit daran nicht bald anfängt, kann das Wissen über die Anfänge des Dartsports in Deutschland für immer verloren gehen und ich glaube, dass viele die meinen Artikel lesen, das nicht wollen.

Vielleicht ist ja irgendjemand, der das hier liest dazu bereit, sich auf die Herausforderung einzulassen und wird Deutschlands erster Dart Historiker.

Dr. Patrick Chaplin
April 2008

 

 

 

Eine kurze Geschichte des Dartsports

 

Dart Geschichte

Es existieren sehr viele Theorien darüber, wie sich Darts entwickelt hat. Viele glauben, dass die ersten Darts abgebrochene Pfeilspitzen waren, die man schärfte und auf die Böden von Weinfässern warf. Vertreter einer anderen Richtung gehen davon aus, dass Armbrust Pfeile die Vorläufer des modernen Darts waren, weil es einige Beweise dafür gibt, dass das Abfeuern von Armbrust Pfeilen auf die Böden von Bier-Fässern vor 200 Jahren ein Zeitvertreib in den englischen Tavernen war. Wieder andere glauben, dass "Puff and Dart", ein Kneipenspiel, dass man bis mindestens ins sechzehnte Jahrhundert zurückverfolgen kann und bei dem kleine Pfeile durch ein Blasrohr auf eine Zielscheibe mit Zahlen geblasen werden, der Ur-Ur-Großvater des heutigen Darts ist.

In all diesen Theorien taucht ein kleines Dart ähnliches Objekt auf, das zu einem Ziel befördert wird. Die ersten Darts, die in größerer Zahl von der Masse benutzt wurden, wurden Mitte bis Ende des viktorianischen Zeitalters aus Frankreich importiert. Der wachsende Bedarf wurde zunächst durch Rummelplätze hervorgerufen, die Dartstände zu ihren neuesten Attraktionen machten.

Darts Geschichte

Nicht überraschend ist es daher, dass diese Darts in England als "französische Darts" bekannt wurden. Der Dart bestand überwiegend aus Holz, an einem Ende hatte er eine Metallspitze, im anderen steckten drei bis vier Truthahnfedern, die als Flights dienten. Über Jahre hinaus waren diese Darts sehr beliebt, sie waren die einzigen, die man kaufen konnte und sie waren sehr billig. Aber dieser Typ Dart war sehr leicht und zumindest zeitweise sehr schwer zu kontrollieren. Also führte man unterschiedliche Gewichte ein, wobei das zusätzliche Gewicht aus Blei bestand, das man entweder um den in eine Mulde eingebetteten Dart wickelte oder durch flüssiges Blei, das man in den ausgehöhlten Körper des Darts einfüllte und dem man anschließend die Spitze wieder anfügte.

Als Darts im England der 1920 und 1930 Jahr immer beliebter wurde, wurden die Darts immer mehr verfeinert und englische Ausrüster interessierten sich verstärkt dafür. Die Beleuchtungsindustrie wandte ihre Aufmerksamkeit den Darts zu und stellte die ersten Messing Barrels her. Durch das Messing waren die Dartspieler nicht mehr auf den französischen Dart angewiesen. Messing Barrels wurden in den verschiedensten Formen, Größen und Gewichten hergestellt und wurden schnell zu den am meisten verbreitetsten Darts. Trotzdem blieb der französische Dart bei einigen älteren Spielern noch für lange Jahre beliebt und ist bei spezialisierten Händlern heute noch erhältlich.

Dart Historie

Mit der Einführung des Messing Darts schienen auch die Tage der Feder Flights gezählt zu sein. Die Brass Darts wurden mit einem Stück Rohr versehen, in dass man einen gefalteten Papier- oder Karton Flight hineinstecken konnte. Nicht alle wollten auf Federn verzichten, also wurden die Messing Barrels mit einem Gewinde versehen, auf das man einen Aufsatz aufschrauben konnte, in den man Federn stecken konnte. Messing Darts blieben bis in die 70er Jahre der häufigste Darttyp, dann wurden die Tungsten Darts entwickelt.

Durch die immer weitere Verbreitung des Dartspiels in den 1970er Jahren, wurde die Einführung der Tungsten Darts ein großer Erfolg. Tungsten Darts haben eine größere Dichte als Messing und so wurde aus einem massigen Messing Dart mit 25 Gramm ein super schlanker Tungsten Dart. Dieser Durchbruch brachte den Spielern mehr Platz, wenn sie auf ein Ziel wie zum Beispiel die Triple 20 warfen. Die Größe der Messing Darts war für die modernen Dartspieler ein Problem. Wenn ein Pfeil die Triple 20 traf, war dort nicht mehr viel Platz für die folgenden beiden Darts. Und wenn der erste Dart nicht richtig traf, konnte er durch seine Größe das beabsichtigte Ziel vollkommen blockieren. Der Tungsten Dart ließ dadurch, dass er so dünn ist, im Ziel viel mehr Platz für die nachkommenden Darts, und falls er nicht richtig getroffen hatte, war nur ein geringer Teil des Zieles blockiert. Die Zahl der Spieler, die Messing Darts benutzten, nahm in den 1970er und 80er Jahren rapide ab, bis man bei den großen Turnieren überhaupt keine Messing Darts mehr sehen konnte. Der Tungsten Dart ist sowohl für die Meister als auch für die Anfänger die erste Wahl.

 

 

 

Warum sind die Zahlen auf einem Dartboard so angeordnet, wie die Zahlen auf einem Dartboard angeordnet sind?


Dartscheibe mit Wertungen

 

Diese Frage über die Ursprünge des Dartsports ist wahrscheinlich die am häufigsten gestellte Frage. Wer war der schlaue Mensch, der die Segmente des Boards auf eine so frustrierende Weise angeordnet hat?

Der Mann, dem die Erfindung dieser Anordnung auf dem modernen Standard Dartboard zugeschrieben wird, heißt Brian Gamlin. Gamlin war ein Zimmermann aus Bury in der englischen Grafschaft Lancaster und er hat sich die Zahlenfolge, die einen zur Raserei treiben kann, 1896 mit 44 Jahren ausgedacht. Er starb, bevor er sich die Idee patentieren lassen konnte.

Zu dieser Zeit stellten viele berufstätige Männer, vor allen Dingen Tischler und Zimmerleute, Dartboards aus Ulmen- und Pappel-Holz nebenberuflich her. Diese Heimwerkertätigkeit war später vor allem im Norden Englands, den Midlands und dem Südosten weit verbreitet, als Darts ab Mitte der 1920er zunehmend populär wurde. Um das Familieneinkommen aufzubessern stellte man die Dartboards vor allem zuhause, in der Gartenlaube, her und verkaufte sie an die örtlichen Pubs. Oft genug freilich fanden diese Einnahmen nicht den Weg nachhause. Dartboards wurden gegen ein Guthaben im Pub eingetauscht oder gleich wieder an der Theke ausgegeben.

Die Zahlenfolge auf dem Standard Dartboard soll die Häufigkeit von "Glückswürfen" beschränken und das Element des Zufalls einschränken. Die Zahlen sind so angeordnet, dass sie Treffsicherheit erfordern. Das ist das ganze Geheimnis. So einfach ist das.
Die Anordnung von niedrigen Werten neben hohen Werten, zum Beispiel die 1 und die 5 neben der 20, oder die 3 und die 2 neben der 17 oder 4 und 1 neben der 18, bestraft mangelnde Treffsicherheit. So wirst Du, wenn Du auf die 20 wirfst, für mangelnde Treffsicherheit oder Konzentration eben mit einer 1 oder 5 bestraft.

Die 20 Zahlen auf dem Dartboard ermöglichen 2.432.902.008.176.640.000 verschiedene Treffer-Möglichkeiten und so muss man Gamlin´s Anordnung als nahezu perfekt betrachten.

Gamlin selbst ist ein Rätsel. Wie bei den verloren gegangenen Gerichtsakten im Falle von William "Bigfoot" Annakin, fehlt auch in der Geschichte von Gamlin ein wesentliches Stück. Trotz gründlichster Nachforschungen konnten keine Aufzeichnungen zu Gamlins Tod 1903 gefunden werden. Auch wenn man die Aufzeichnungen in Lancashire und Suffolk bis drei Jahre vorher und drei Jahre nachher durchsucht, findet man keinen Nachweis über seinen Tod. Vielleicht liegt es daran, dass Gamlin sich auf Wanderschaft befand.

Im Daily Mirror wurde 1992 die Frage gestellt: "Wer beschloss, dass die Zahlen auf dem Dartboard so durcheinander sind und warum"?
Die Antwort lautete:
"Brian Gamlin aus Bury in Lancastershire führte dieses ungewöhnliche Zahlensystem 1896 auf unseren Festplätzen ein und behauptete "es werden keine besonderen Fähigkeiten benötigt". Betrunkene hatten keine Chance, es ist ein Test für Nüchternheit, das Dartspiel "Around the clock" (bei dem die Zahlen in numerischer Reihenfolge getroffen werden müssen) wurde ein großer Erfolg".

Wahrscheinlich kann man deshalb nichts Näheres über seinen Tod erfahren. Wenn Gamlin ein Schausteller war, dann war er sicherlich mindestens sechs Monate im Jahr unterwegs. Es ist auch sehr glaubhaft, dass die Idee ursprünglich vom Vergnügungsplatz kam. Dort wurde auch "French Darts" eingeführt, dass später als "Vergnügungsplatz Darts" bezeichnet wurde.
Darts war seit Mitte des 19.Jahrhunderts auf den Vergnügunsgplätzen bekannt, wer anders als ein Schausteller auf der Suche nach einer neuen Attraktion um Kunden anzuziehen, konnte mit einer solch hinterhältigen Nummernanordnung daherkommen?

Anmerkung:
Allen Neulingen in diesem Sport sei die linke Seite des Boards empfohlen, da dort verhältnismäßig mehr höhere Zahlen angeordnet sind, so 16, 8, 11, 12, 9. Auch diese Taktik garantiert keine höheren Scores, aber wenigstens trifft man keine 5 oder 1 (zumindest theoretisch!). Diese Seite des Dartboards wird auch als Seite der verheirateten Männer bezeichnet, weil verheiratete Männer immer auf Sicherheit spielen!

 

 

 

News of the world

 

Über viele Jahre war die "News of the World" Einzelmeisterschaft das Turnier, das jeder Dartspieler gewinnen wollte.

Es heißt immer, dass aus einer kleinen Eichel riesige Eichen wachsen, das bewahrheitete sich auch bei der "News of the World". Aber eine Eichel wird ganz von selbst zur Eiche, die News of the World brauchten schon ein bisschen Unterstützung. Die kam in Form einer wahrhaft herkulischen Anstrengung von den Mitarbeitern der Zeitung und Hunderten von unbezahlten Organisatoren und Helfern, die den Wettbewerb koordinierten, mit der unglaublichen Logistik kämpften und das Ganze zusammen hielten. Aus kleinen Anfängen in der Saison 1927/28 mit rund 1000 Teilnehmern hauptsächlich aus der städtischen Region um London, wuchs die Begeisterung für das Spiel in den 1930er Jahren unglaublich. Der Londoner Wettkampf wurde ausgeweitet und immer weitere Regionen kamen im Lauf der Jahre dazu. 1938/39 waren es sechs: London und Süd-England, Wales, Lancashire und Chesire, Yorkshire, der Norden Englands und die Midlands. Aber es gab keinen Gesamt-Champion, daran dachte man erst nach 1945. 1939 war das Interesse an der London und Süd-England Meisterschaft so groß, dass eine Rekordmenge von 14.534 Zuschauern die Royal Agricultural Hall in London im Mai füllte, um das Finale zwischen Jim Pike (vom Windmill Club in Southwark) und Marmaduke Brecon (Jolly Sailor, Hanworth, Middlesex) zu verfolgen. Entgegen der Erwartungen gewann Brecon mit 2:1 Spielen.

Als der Krieg begann wurden sowohl die News of the World Einzelmeisterschaft als auch die damals kurz zuvor eingeführte Team-Meisterschaft der Zeitung 'The People' ausgesetzt. Aber die News of the World hielten ihren guten Ruf im Dartsport während der Kriegsjahre aufrecht, indem sie das Team der Dart Champions aufstellten und über seine Abenteuer berichteten. Das Team spielte den ganzen Krieg über und brachte Geld für wohltätige Zwecke, vor allem für das Rote Kreuz, auf. Das Team bestand aus Jim Pike (Kapitän), John Ross, Harry Head und Leo Newstead, andere Darter sprangen als Ersatz ein, wenn einer von ihnen nicht antreten konnte.

Während des ganzen Krieges wurde Darts in den Armee-Lagern, auf den Schiffen und in den Gefangenen Lagern gespielt, die Ausrüstung kam entweder aus den NAAFI Sport Paketen oder wurde von den Soldaten selbst hergestellt und überall wurde nach den Regeln der News of the World gespielt. Nach dem Krieg brachten die Alliierten, Soldaten und Soldatinnen aus Neu Seeland, Australien und den USA, das Spiel mit nach Hause und verbreiteten es über die ganze Welt und immer noch wurde überall nach den Regeln der News of the World gespielt. Ex-Soldaten die sich in Europa und in anderen Gegenden niederließen, unterstützten diesen Prozess.

Nach dem Krieg, in der Saison 1947/48 kamen die News of the World wieder zurück, mit 289.866 Teilnehmern. Obwohl es seit 1945 immer mehr andere Turniere gab waren doch die News of the World das Turnier, das jeder Dartspieler gewinnen wollte. Die 1950er Jahre waren eher ruhige Jahre im Dartsport, aber der Erfolg der News of the World hielt unverändert an. Zu dieser Zeit begann die Firma Unicorn Products LTD die Darts nachzubilden, die die verschiedenen News of the World Meister benutzten.

Tom Barretts schrieb einmal, dass die News of the World der Höhepunkt jeder Dart-Saison wären, und keiner wusste das besser als Tom. Er nahm jahrelang an dem Turnier teil und hatte in den 1950er Jahren dreimal die regionalen Finale erreichen können. 1961 und 1963 stand er im Londoner Finale und 1962 im Großen Finale. Auch 1964/65 erreichte er als Repräsentant des Odco Social Clubs das Große Finale, gewann dieses Mal auch den Meistertitel gegen Ray Hatton von the Flower of the Valley in Rochford mit 2:0. Im folgenden Jahr war er wieder dabei und gewann erneut, dieses Mal besiegte er Norman Fielding vom Station Inn in Swannington, Leicestershire mit 2:1. Sein Hattrick-Versuch im folgenden Jahr schlug fehl, Bill Harding, ein ehemaliger Walisischer Meister besiegte ihn mit 2:0 im London and Home Counties Divisional Final in der Stadthalle von Battersea.

Es dauerte fast ein Jahrzehnt, bevor Barretts zweifacher Erfolg von Eric Bristow (1983 und 1984) und noch etwas später von Mike Gregory (1987 und 1988) wiederholt wurde. Fünf andere Darter haben die Meisterschaft ebenfalls zweimal gewinnen können, allerdings nicht in aufeinander folgenden Jahren, nämlich Tommy Gibbons (1952 und 1958), Tom Reddington (1955 und 1960), Stefan Lord (1978 und 1980) und Bobby George (1979 und 1986).

Nachdem Barry Twomlow die News of the World 1969 gewonnen hatte, schloss er sich sofort der Unicorn Products LTD an, wurde ein Repräsentant der Firma und wurde später als "Botschafter des Dartsports" bezeichnet. Ich bin nicht der einzige, der der Meinung ist, das Barry Twomlow eine Schlüsselrolle in der Entwicklung der Popularität des Dartsports seit den 1950er Jahren gespielt hat. John Ross war der Meinung, dass Barry "einer der bedeutendsten Dartspieler war, die je gelebt haben" und konnte seine Arbeit für den Dartsport rund um die Welt nur loben.

Mit den 1970er Jahren begann der Dart-Boom und damit tauchten auch die ersten berühmten Namen in der Welt des Dartsports auf, die ersten Dart Stars, es gab jetzt Sponsoren und Preisgeld. Aber Ende der 1980er Jahre zerplatzte Darts im Fernsehen wie eine Seifenblase. Die Fernsehsender gaben Darts auf, weil die Zuschauerzahlen sanken. Die Sponsoren zogen ihre Unterstützung zurück, aber die News of the World machte weiter. Man könnte sagen, dass tatsächlich der Niedergang der News of the World nur etwas länger brauchte, 1990 hörten die Turniere einfach auf. Ironischerweise war das ausgerechnet das erste Jahr in dem die Zeitung zwei getrennte Turniere, eines für Männer und eines für Frauen auf die Beine gestellt hatte. Es wurde kein Grund bekannt gegeben und es kam auch kein Aufschrei von den Dartern.

Hätten die Dartspieler mehr darauf bestanden, wäre es wohl weitergegangen, aber tatsächlich erhielt die Zeitung nur sehr wenige Briefe, die sich dagegen verwahrten oder Einspruch erhoben und so verschwanden die News of the World einfach sang und klanglos.

1996/97 wurde noch einmal überraschenderweise versucht, das Turnier wieder aufleben zu lassen, aber die Resonanz war enttäuschend und so entschieden sich die News of the World das Turnier nicht wieder zu veranstalten. Das Turnier wurde abgesagt und dieses Mal, so scheint es zumindest, endgültig. Und so sind Phil Taylor und Linda Jones nun als die letzten Sieger in die Geschichte des Turniers eingegangen.

Trotzdem nehmen die News of the World einen wichtigen Platz in der Dartgeschichte ein. Sie sind das Einzelturnier, die Meisterschaft der Bevölkerung, das wichtige Dart-Turnier, das ein ganz normaler Mann oder eine normale Frau gewinnen konnte. Es gab keinerlei Beschränkungen bezüglich des Clubs oder der Vereinigung, der man angehörte. Man nahm über seinen Pub daran teil, spielte alle seine Spiele in der näheren Umgebung und hatte die Möglichkeit, sich auf der Bühne in London wieder zu finden, wo man für Ruhm, für seinen Pub oder Club, vor Tausenden von Darts Enthusiasten spielte.

Ich selber denke lieber, dass die News of the World Einzel Darts Meisterschaft nur ausgesetzt, nicht begraben wurde. Aber werden wir wirklich so etwas noch einmal erleben dürfen?

Patrick Chaplin 2007

 

 

 

Darts in Deutschland

 

Die ältesten Dartvereine in Deutschland entstanden wahrscheinlich Ende der 1970ziger Jahre, 1979 waren 14 Städte bekannt, in denen Dart gespielt wurde und es gab sieben Dartvereine.
Entstanden sind die Vereine überall dort, wo es amerikanisches, englisches und kanadisches Militär gab. Daher gab es auch in fast allen Vereinen englische, irische, amerikanische und kanadische Spieler.
Die ersten deutschen Meisterschaften, veranstaltet vom "provisorischen" DDV, fanden 1980 in Wiesbaden statt und wurden von Wolfgang Damm gewonnen.

1981 wurde der DDV ins Leben gerufen, bei seiner Gründung waren die Vertreter ganzer neun Vereine aus ganz Deutschland anwesend:

 

1. Edgar Martin, Dartsverein München e.V. 
2. Jerry Marcuerquiaga, Dartverein Wiesbaden e.V. 
3. Sigurd Schmitz, Dartverein Bremen e.V. 
4. Ulli Abendroth, Deutscher Dartverein Frankfurt e.V. 
5. Ludger Pelka, Dartclub Zocker e.V., Datteln 
6. Klaus Peter Meißner, Dartclub Hameln 79 e.V. 
7. Hans Jürgen Ruge, Oststeinbecker Darts e.V. 
8. Günter Seidel, Jolly Dartteam Berlin-Spandau e.V. 
9. Hans Studt, Dartclub Lübeck

 

Darts im badischen Raum

 

Der älteste Verein in Baden, wahrscheinlich in ganz Baden Württemberg, ist der 1981 gegründete DC 81 Karlsruhe.
Wie es dazu kam, dass dieser Verein gegründet wurde, das berichtet Marco Müller folgendermaßen:

"Irgendwann 1980 kamen eines Tages zwei Männer mit einem Dartboard unter dem Arm in die Kneipe, in der ich arbeitete, den "Fuchsbau", und fragten, ob sie es nicht dort aufhängen könnten. In diesem Fall waren es Deutsche, die sich immer mit ein paar Freunden in einer Tanzschule getroffen hatten, wo auch das Dartboard bisher hing. Aus irgendwelchen Gründen konnten sie dort aber nicht mehr spielen.
Meine Freunde und ich waren neugierig, ich erlaubte es, dass sie es aufhängten, wir ließen uns erklären wie es ging, probierten es aus, kamen nicht mehr davon los und 1981 gründeten wir den Verein. Wir traten auch gleich gegen andere Clubs aus Baden an, wurden sogar mehrmals nord-badischer Meister und unser heutiger Vizepräsident Rainer Hüper schaffte es 1987 unter die letzten 16 bei den Deutschen Meisterschaften. Damals gab es hier in Karlsuhe bald ein Dutzend Dart-Clubs, Männer und Frauen bildeten gemeinsam die Teams, aber Frauen waren nie sehr stark vertreten.
Heute sind unsere sportlichen Ziele nicht mehr so hochgesteckt, wir wollen eigentlich gar nicht aufsteigen, das würde uns den ganzen Spaß an der Sache verderben. Wir haben aber immer Steeldart gespielt, beim E-Dart da muss das Gehirn ja gar nichts mehr tun. Obwohl allgemein E-Darts in den Kneipen inzwischen deutlich überwiegt, da braucht man nicht rechnen und bei den Turnieren kann man viel mehr Geld gewinnen."

1981 wurde auch die badische Dartliga gegründet, mit nur wenigen Vereinen und Einzel-Mitgliedern (17), so dass man zu den einzelnen Ligaspielen ganz schöne Entfernungen zurücklegen musste.
Marco Müller wurde selbst 1982 Präsident der badischen Dartliga und führte erst einmal die Standardspielregeln ein. Bis zu der Zeit, zu der er Präsident wurde, wurde überwiegend 301 DIDO gespielt, er führte dann 501 SIDO als verbindliches Ligaspiel ein.
Von Anfang an wurde auf Bristle Boards überwiegend der Marke Winmau gespielt. Normalerweise gab es ein bis zwei Boards in jedem Verein. Ausnahme war die kanadische Kaserne in Lahr, auch Mitglied der badischen Dartliga, wo im Kasino der Offiziere, in denen die Ligaspiele immer stattfanden, 10 - 18 Boards an der Wand hingen. Ohnehin war es wohl immer etwas Besonderes dort zu spielen. Es war üblich, dass am Ligaspieltag die Heimmannschaft immer auch ein bisschen etwas zu essen vorbereitete, die Bewirtung in Lahr ging aber weit über das "bisschen" hinaus, da gab es immer ein tolles kaltes Büfett mit allem was man sich nur wünschen konnte.
An den Ligaabenden traten immer zwei 4er Teams gegeneinander an, erst gab es vier Doppel, dann die Pause mit der Bewirtung, anschließend acht Einzel und das "Captains Game".
Eine weitere Besonderheit in Lahr, möglicherweise bei allen Kanadiern, war es, dass man vor jedem Spiel einen Jägermeister trinken musste. Überhaupt meint Marco, dass früher doch sehr viel mehr Alkohol im Spiel war, als es heute der Fall ist.
Zu Ende der Ligasaison wurde immer der Ligapokal ausgespielt, der in seinem ersten Jahr an die Kanadier ging.
Mehrmals fand auch in Karlsruhe das Internationale Karlsruhe Open statt, bei dem neben den deutschen Teilnehmern auch Profis und Amateure aus England, Frankreich, der Schweiz und den Niederlanden antraten. Zunächst fand das Turnier im "Fuchsbau" des Dart-Clubs 81 statt, später als die Teilnehmerzahlen stiegen, 1985 waren es immerhin 144 Dartspieler, in der Oststadthalle.

Mitte der 1980ziger Jahre fand in der Kaserne in Lahr auch das erste große Turnier auf deutschem Boden statt, an dem Kanadier, Spieler aus ganz Deutschland und der Schweiz beteiligt waren.

Wir würden uns freuen, wenn sich weitere Spieler und/oder Funktionäre melden und "ihre" Dartgeschichte bzw. die Geschichte ihres Dartvereins erzählen würden.

 

Eine kurze Geschichte des Frauen Dartsports

 

Dart zu spielen wurde in den 1930er Jahren in England eine Art Kult und erregte so auch die Aufmerksamkeit der Frauen. Im Dezember 1937 besuchten König George VI und seine Frau Elizabeth (die heißgeliebte Mutter der heutigen Queen) ein neues Gemeindezentrum in Slough in der Grafschaft Buckinghamshire. Sie spielten während ihrer Runde durch die Einrichtung auch ein kurzes Spiel Darts. Am folgenden Tag erschien in einigen Tageszeitungen ein Bild der dartspielenden Königin mit folgendem Zitat: "Lasst es mich einmal versuchen. Ich habe so viel über das Spiel gehört."

In dem kurzen Spiel gegen den König musste sich dieser der Königin mit 19 zu 21 Punkten geschlagen geben, aber sie stand auch einen Fuß näher am Dartboard. Der Dartsport war anschließend nicht mehr länger nur Kult, er kam in Mode, vor allem auch bei den Frauen. Folgende Schlagzeile fand sich kurz darauf in einer überregionalen Tageszeitung: "Frauen kommen in Scharen um der Königin beim Dart zu folgen" - die Königin hatte die Frauen "Dart bewusst" gemacht. Man erzählt, dass das Büro einer nationalen Dart Organisation mit Anfragen von Frauen, wo sie denn das Dart spielen lernen könnten, überschwemmt wurde. Für kurze Zeit schien Darts alle Klassenunterschiede zu überwinden, es ist unwahrscheinlich, dass diese Wirkung lange angehalten hätte. Wie dem auch sei, der Zweite Weltkrieg, der zwei Jahre später begann, setzte dem Ganzen ein Ende.

Während und nach dem zweiten Weltkrieg breitete sich der Dartsport über die ganze Welt aus. Zurückkehrende amerikanische Militärangehörige brachten das Spiel aus England mit nach Hause. Vor dem Krieg war es in Amerika mehr als Kinderspiel betrachtet worden, nicht als Sport oder Zeitvertreib für Erwachsene. Ehemalige Militärangehörige, die in den Ländern bleiben wollten, in denen sie stationiert waren, in Holland und Spanien zum Beispiel, richteten in Europa Dart-Klubs ein. In erstaunlicher Geschwindigkeit wurden Dart-Ligen gegründet, vor allen Dingen in Großbritannien, es gab aber überwiegend männliche Teilnehmer und jedes Eindringen in diese männliche Domäne brachte weibliche Dartspieler in den 1940, 1950 und 1960ger Jahren in die Schlagzeilen. Noch 1963 zum Beispiel erklärte man einer Hausfrau aus Lancaster, die der örtlichen Dart-Liga beitreten wollte, dass hier "nur für Männer" galt. Trotz solcher Rückschläge gab es immer mehr Frauen-Teams und auch der individuelle Enthusiasmus für das Spiel wuchs weiter und in der zweiten Hälfte des 20.Jahrhunderts gab es immer mehr Möglichkeiten für Frauen.

1958 veranstaltete die 1954 gegründete National Darts Association of Great Britain (NDAGB) die erste Frauen-Doppel Meisterschaft, die im Workers Club in Kings Lynn in Norfolk von Joan Adams und Rose Branham gewonnen wurde. Die NGAGB veranstaltete auch Meisterschaften für gemischte Doppel und rief 1957 eine Frauen Einzel Meisterschaft ins Leben die in ihrem ersten Jahr von Marjorie Drabbel im Marston Moor Club in der Nähe von Chesterfield gewonnen wurde.

Erst in den 1970er Jahren wurde der Frauendartsport langsam ernster genommen, aber immer noch nicht ernst genug um ins Fernsehen zu kommen und damit Sponsoren zu finden. 1973, im Jahr der Gründung der British Darts Orgaisation (BDO) wurde der Frauen Dartsport endlich anerkannt und die Teilnahme Bedingungen für Frauen denen der Männer angeglichen. Die BDO veranstaltete ihren ersten Frauen Single Wettkampf beim British Open 1979, er wurde von der Engländerin Judy Campbell gewonnen. Von Anfang an umfasste das County League System der BDO auch Frauendarts. Frauen nehmen auch am World Cup der World Darts Federation teil, der alle zwei Jahre stattfindet. 1997 waren insgesamt 29 Länder dabei vertreten, darunter auch die Bermudas, Malysia, Kenia, Brasilien und Japan. Und jedes Land hatte auch eine Damen-Mannschaft. Die Top Five der Damen waren in diesem Jahr: Amerika (1), Neuseeland (2), Philippinen (3), Nord Irland (4) und Wales (5).

Die News of the World Individual Darts Championship, die bis in die späten 1970ger Jahre das wichtigste Dartturnier war, fand 1927/28 zum ersten Mal statt. Es gibt Hinweise darauf, dass in den 70 Jahren in denen das Turnier ausgetragen wurde, auch Frauen in den frühen Runden teilgenommen haben, aber erst im letzten Jahr 1989/90, gab es auch ein separates Frauenturnier. Das wurde von Lynne Ormond gewonnen, die für "The George" in Alford ans Oche trat. Sie schlug Jane Stubbs (Roebuck Hotel, Northwich).

Die News of the World pausierten dann, wurden aber in der Saison 1996 noch einmal aufgelegt. Die letzten Acht der Frauen kamen dabei alle aus Großbritannien, Siegerin war Linda Jones (Seven Stars, Chorley) die im Finale Melanie Saunders (Railway Inn, Abergavenny) schlug und ein Preisgeld von 6.000 Pfund kassierte. Verglichen mit anderen Frauenturnieren war es ein hohes Preisgeld, aber der Sieg bei den Männern, der an Phil Taylor ging, war 42.000 Pfund wert. Nach diesem Turnier wurde die News of the World Individual Darts Championship erneut eingestellt, dieses Mal für immer.

Ende 1995 kam die British Darts Organisation (BDO) überein, dass Frauen an den Vorrunden des Turniers teilnehmen können, das von der Mehrheit der Dart Liebhaber als das wichtigste der Welt betrachtet wird, der Embassy Dart World Championship. Aber bis zur Wende zum 21.Jahrhundert hatte es keine Frau geschafft, über die Qualifikationen hinaus zu kommen.

Im Mai 1978 sagte ein ehemaliger Profi-Weltmeister, Leighton Rees aus Wales, folgendes: "Ich denke, wir werden es bald erleben, dass der Herren Weltmeister gegen eine Frau verlieren wird. Auf dem Cicuit gibt es jetzt einige sehr gute weibliche Spieler …". Weibliche Dart Spieler hatten und haben immer noch weniger Gelegenheit Meisterschaften zu spielen, in dieser Hinsicht fehlt es ihnen verglichen mit den Männern an Erfahrung, es gibt aber keinen physischen Grund, warum ihre Fähigkeiten im Dartsport nicht genauso gut sein können, wie die der Männer.

Obwohl es in den 1970ger und 1980ger Jahren immer mehr Turniere für Frauen gab, hat das Fernsehen nie großes Interesse gezeigt, genauso wenig wie Sponsoren und so sind die Verdienstmöglichkeiten für die Frauen sehr gering. So hatte zum Beispiel die laut Darts World im Februar 1999 an der Spitze des Rankings stehende Engländerin Trina Gulliver 1998, Exhibitions nicht eingeschlossen, rund 4.555 Pfund verdient. (Im Vergleich dazu hatten die drei männlichen Top Spieler ebenfalls ohne Exhibitions im gleichen Zeitraum je 25.000 Pfund erspielt). Auch im World Darts Federation Ranking, einem Punkte Ranking, stand Trina Gulliver in diesem Monat and der Spitze gefolgt von Francis Hoenselaar. Die ranghöchste Amerikanerin war Stacy Bromberg auf dem elften Platz.

2001 führte die BDO die Embassy (später Lakeside) Women´s World Championship ein, die von Trina Gulliver gewonnen wurde und die zu dem Zeitpunkt, als dieser Artikel geschrieben wurde, den Titel ungeschlagen sieben Mal in Folge erringen konnte. Wenn auch diese Weltmeisterschaft ein Durchbruch für den Frauen Dartsport war, gibt es für weibliche Dartspieler doch immer noch sehr wenige Möglichkeiten sich beim Profi Circuit einen ausreichenden Lebensunterhalt zu verdienen. Auch das ist bis zu einem gewissen Grad der Grund dafür, dass in den Finalen der Major Turniere immer wieder die gleichen, altbekannten "Gesichter" zu finden sind. Weibliche Spieler wie Trina Gulliver und Francis Hoenselaar mussten hart arbeiten, um Sponsoren zu finden und noch härter arbeiten sie an ihrer Kunst. Inzwischen gibt es jetzt aber einige Nachwuchsspielerinnen, die eine Herausforderung für ihre Vorherrschaft darstellen, besonders zu erwähnen ist da die Russin Anastasia Dobromyslova.

 

 

Die Winmau World Masters - ein kurzer geschichtlicher Abriss

 

Die Winmau World Masters sind einer der größten Erfolge in der Geschichte des Dartsports, über die Geschichte des angesehenen Turniers wurde allerdings bisher kaum etwas geschrieben. Hier die wichtigsten Fakten.

1973 veranstaltete der Dartspromoter und Unternehmer Eddie Norman die erste Home International Darts Championship in Bristol. Zu dieser Zeit nahm die Popularität des Dartsport in Großbritannien rasch zu, wuchs aber sonst auf der Welt nur langsam. So stellte sich die entscheidende Frage, was man tun könnte, damit auch der Rest der Welt Interesse bekommen würde.

Im September 1973 war Eddie Norman auf dem Rückflug von einer Geschäftsreise nach New York. Er saß ganz entspannt im Flugzeug und hing seinen Tagträumen nach, wie Darts zu einem internationalen Sport werden könnte. Er erzählte mir: "Ich dachte an all die Master Turniere in anderen Sportarten. Vielleicht könnte man ja auch etwas wie ein "British Masters" im Dartsport einführen oder, viel besser, man könnte es darauf ankommen lassen und ein "World Masters" initiieren und darauf hoffen, dass sich genügend ausländische Spieler einfänden, damit es wirklich stattfinden könnte".

Er nutzte all seine internationalen Verbindungen zu Bob McLeod (Amerikanische Dartorganisation), Tom Fleetwood (Nordamerikanische Dart Organisation), Patric Eneroth und Kent Seagren (die damals für den Dartsport in Schweden verantwortlich waren), Frank Quinn (Schottische Dartorganisation), Louis Donohoe (Gesamtirische Dartorganisation) und anderen, um diesen Traum zu verwirklichen.

1973 war Eddie der Turniersekretär der BDO, die damals gerade erst gegründet worden war, um den Dartsport in Großbritannien zu kontrollieren. Es war Eddie klar, dass der Erfolg des Turniers davon abhängen würde, ob sich die BDO daran beteiligen würde oder nicht. Also trat Eddie an Olly Croft, den Chef der BDO, heran und sie diskutierten seinen Vorschlag. "Sobald es mir gelungen war Olly zu überzeugen, war mir klar, dass wir das große Los gezogen hatten", meinte Eddie. "Olly und seine Frau Lorna waren das "Dream Team", sie halfen die World Masters aus der Taufe zu heben und wir sprachen nahezu jeden Tag am Telefon über unsere Pläne."

Die Planung ging also gut voran - die nächste große Aufgabe war die Suche nach einem Sponsor. Eddie erinnert sich: "Diese Aufgabe lag fast ausschließlich in Ollys Händen, auf den man sich immer verlassen konnte, wenn es darum ging, einen Sponsor aufzutreiben. Und dann war es dank des Enthusiasmus und der harten Arbeit der Mitglieder des neuen BDO Rats geschafft - das Turnier stand!"

Während der Sponsorsuche war man schon darüber übereingekommen, das Turnier auf der Bühne des West Centre Hotels in Londoner Stadtteil Fulham stattfinden zu lassen. Eddie sagte dazu: "Das Hotel wurde mit dem Versprechen gebucht, dass sie ihre Auslagen durch den Getränkeumsatz wieder zurück bekommen würden". Schließlich konnte man die Schallplattenfirma Phonogram, die Status Quo, Harry Secombe und Rod Stewart unter Vertag hatten, als Haupt-Sponsor gewinnen. Nachdem alles geregelt war und 22 internationale Dartspieler als Teilnehmer feststanden, wurde der 31.August 1974 als Datum für das allererste World Masters festgelegt - ein wirklich historischer Tag in der Geschichte des Dartsports.

Das Turnier war ausverkauft und Darts World berichtete: "Das Niveau war in den meisten Fällen sehr hoch und auch die verhältnismäßig unbekannten Spieler zeigten gute Leistungen." Zwei der bekanntesten Spieler Englands trafen im heiß umkämpften Finale über fünf Legs aufeinander: Cliff Inglis aus England und der Schotte Harry Heenan. Der Sieger war dann Cliff Inglis, der mit seinem 3:2 Sieg der erste "Darts Master of the World" wurde. Cliff kassierte einen Sieger-Scheck über 400 britische Pfund and dazu noch Dartausrüstung im Wert von rund 200 britischen Pfund.

Phonogram war auch bei den zweiten World Masters noch der Sponsor, zog sich dann aber zurück, und man musste einen neuen Sponsor finden. Logischerweise wandte man sich zunächst an die Winmau Dart Company, nachdem die Boards dieser Firma bereits die offiziellen Boards der BDO waren und auch die zweiten World Masters auf Winmau Boards gespielt worden waren, vielleicht auch schon die ersten. Und man konnte sich über eine Unterstützung einigen.

Die ersten Winmau World Masters fanden am 20.November 1975 im West Centre Hotel in London statt und es nahmen 13 verschiedene Dart spielende Nationen daran teil. Gewonnen wurden die ersten Winmau World Masters von dem Engländer John Lowe, der im Finale den Waliser Phil Obbard 3:0 schlagen konnte. Damit gewann Lowe den Titel und 1000 britische Pfund. Als ob man beweisen wollte, dass das Turnier tatsächlich international war und sich der Dartsport immer mehr über den gesamten Globus verteilte, standen in den Halbfinalen außerdem noch der Amerikaner Javier Gopard und der Australier Kevin White.

In den folgenden Jahren wuchs die internationale Reputation der Winmau World Masters genau so, wie Eddie Norman sich das erhofft hatte. Wie es so schön heißt wachsen aus "kleinen Eicheln mächtige Eichen" - und genau so war es auch mit den World Masters. Von einem kleinen, wenn auch begeisterten Anfang und einem Siegerscheck über 400 Pfund für einen männlichen Sieger hat sich das Turnier, allgemein heute als "Winmau" bekannt, zu dem mit dem höchsten Preisgeld dotierten, im Fernsehen übertragenen 2-tägigen Dartturnier entwickelt. Bei den Herren betrug das Preisgeld 2007 25.000 Pfund, insgesamt waren es 60.000 Pfund, wobei 5.000 Pfund an die Siegerin des Damenturniers gingen, das es seit 1982 gibt. 1986 führte Winmau auch ein Jugendturnier ein, das seit 1999 als getrenntes Mädchen- und Jungenturnier ausgespielt wird.

2007 nahmen am Masters über 120 nationale, internationale und Weltmeister aus der ganzen Welt teil, eine enorme Steigerung gegenüber den 13 Ländern, die an den allerersten Master teilgenommen hatten.

Heute kann man sagen, dass die Winmau auch für die nächste Zukunft gesichert ist. 2007 hat Winmau einen weiteren 5-Jahres Vertrag mit der BDO unterschrieben und es gibt noch einen zusätzlichen Hauptsponsor mit JJB Sport.

Eddie Norman erinnerte kürzlich daran, dass die World Masters das erste World Darts Turnier waren und dass dabei die Spieler und die Zuschauer Blut geleckt hatten und "mehr" wollten. Eddie hätte es sicher nicht für möglich gehalten, dass das Turnier, dass er sich 1973 im Flugzeug ausgedacht und mit ganz wenig Geld finanziert hatte, 35 Jahre später immer noch von den Top Spielern aus der ganzen Welt ausgetragen werden würde.